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Ernährung und ADHS: Oligoantigene Diät erklärt

Person bereitet frischen Salat mit Gemüse zu

© DragonImages AdobeStock 121435505

ADHS zeichnet sich durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und übermäßiger Aktivität aus. Zu gängigen Behandlungsbausteinen gehören Medikamente, Verhaltenstherapie und ein strukturierter Alltag. Aber auch die Ernährung kann Einfluss auf das Symptombild nehmen. Ein wichtiger Ansatz zur Diagnose von Nahrungsmittelsensitivität bei ADHS ist die oligoantigene Diät.

Was ist ADHS?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und zählt zu den häufigsten neurobiologischen Entwicklungsstörungen. Die Symptomatik beginnt fast immer in der Kindheit und kann bis ins Erwachsenenalter reichen. Manche Menschen mit ADHS zeigen vor allem Unaufmerksamkeit, andere mehr Hyperaktivität und Impulsivität oder eine Mischform. Diese Verhaltensweisen beruhen auf einer veränderten Regulation im Gehirn und haben nichts mit gezieltem schlechten Benehmen zu tun.

Im Erwachsenenalter wirken Betroffene weniger hyperaktiv, dafür treten andere Probleme stärker hervor und können Beruf, Beziehungen und Alltag erheblich belasten.

Typische Symptome bei Kindern

  • kurze Aufmerksamkeitsspanne
  • häufiges Unterbrechen
  • große innere Unruhe
  • übersteigerter Bewegungsdrang
  • beeinträchtigte Impulskontrolle

Symptome bei Erwachsenen

  • innere Unruhe statt körperlicher Unruhe
  • Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen
  • unüberlegtes, impulsives Handeln
  • Vergesslichkeit
  • erhöhte Ablenkbarkeit

Die oligoantigene Diät bei ADHS

Ernährung beeinflusst den Stoffwechsel, die Aktivität von Botenstoffen und sogar das Verhalten. ADHS-Betroffene können empfindlich auf bestimmte Lebensmittel oder Zusatzstoffe reagieren. Die Schlussfolgerung, dass sich die Symptome bessern, wenn diese gemieden werden, liegt nahe. Die oligoantigene Diät setzt genau hier an.

Der Begriff "oligoantigen" bedeutet "wenige auslösende Stoffe". Welche Nahrungsmittel ADHS-Symptome verschlimmern, ist dabei aber individuell verschieden. Deshalb orientiert sich die Methode an einem klar strukturierten Ablauf in zwei Phasen.

Ablauf der oligoantigenen Diät in zwei Phasen

1. Auslassphase (ca. 4 Wochen)

In dieser Zeit werden alle Lebensmittel weggelassen, die häufig Unverträglichkeiten auslösen:

  • Milch
  • glutenhaltiges Getreide
  • Eier
  • Soja
  • Fisch und Krustentiere
  • Nüsse und Schalenfrüchte
  • verarbeitete Lebensmittel mit Farb- und Süßstoffen, wie z. B. in Fast Food

Erlaubte Lebensmittel in der Diätphase:

  • die meisten Gemüse- und Obstsorten
  • glutenfreie Getreide wie Reis, Buchweizen oder Hirse
  • Kartoffeln
  • Fleisch wie Lamm, Pute und Huhn
  • Kräuter- und Früchtetees, pflanzliche Milchersatzprodukte
  • pflanzliche Fette und Öle wie Raps-, Oliven-, Kokosöl
  • Rohrzucker, Reissirup, Honig

Die Lebensmittel sollten möglichst naturbelassen zubereitet werden – also gekocht, gegart oder gegrillt ohne viele Gewürze oder Fertigmischungen.

2. Wiedereinführungsphase (12 bis 16 Wochen)

Nach der Auslasszeit werden die weggelassenen Lebensmittel schrittweise wieder in den Speiseplan aufgenommen. Alle zwei Wochen kommt eine Lebensmittelgruppe hinzu, etwa Eier oder Milch. In einem Ernährungstagebuch lässt sich festhalten, welche Lebensmittel individuell schlechter vertragen werden. Am Ende steht eine Ernährungsempfehlung, die genau zu den persönlichen Verträglichkeiten passt.

Ernährungstagebuch während der oligoantigenen Diät

Ein Ernährungstagebuch hilft, Verbindungen zwischen Mahlzeiten und Symptomen sichtbar zu machen. Während der oligoantigenen Diät können hier Lebensmittel, Getränke, Zubereitung, Mengen und Besonderheiten wie Essen außer Haus, Stress oder Pollenflug notiert werden. Ergänzend sollte die Einnahme von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmittel dokumentiert sein.

Ziel ist es, einen individuellen Kostaufbau zu identifizieren und persönliche Unverträglichkeiten auszutesten. Auffälligkeiten und Beschwerden können auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet werden. So entsteht ein klares Bild, welche Nahrungsmittel die Symptome verstärken und welche gut vertragen werden.

Geeignete Ernährung nach der Auslassdiät

Die oligoantigene Diät ist eine Art Testverfahren und nicht für die Dauerernährung gedacht. Nach der Wiedereinführung sollte die Ernährung wieder abwechslungsreich und ausgewogen sein. Wurden individuelle Nahrungsmittelsensitivitäten erkannt, lassen sich diese gezielt meiden. Auf diese Weise entsteht ein persönlicher Ernährungsplan, der Symptome reduziert und dennoch eine vollwertige Versorgung sicherstellt.

Allgemein gehört zu einer ausgewogenen Ernährung:

  • reichlich frisches Obst und Gemüse, je nach individueller Verträglichkeit
  • komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten
  • hochwertige Eiweißquellen, z. B. Hülsenfrüchte und helles Fleisch
  • gesunde Fette, vor allem Omega-3-Fettsäuren
  • ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee
  • Probiotika aus Joghurt, Kefir, Sauerkraut oder Kimchi

Dauerhaft gemieden werden sollten hoch verarbeitete Lebensmittel, zuckerreiche Snacks und Getränke sowie künstliche Farb- und Aromastoffe.

Risiko von Mangelernährung vermeiden

Wer dauerhaft viele Lebensmittel meidet, läuft Gefahr, wichtige Nährstoffe nicht in ausreichender Menge zu bekommen. Das gilt besonders bei Kindern, die zusätzlich Medikamente einnehmen, weil diese den Appetit dämpfen. Dann drohen Gewichtsverlust und Untergewicht.

Gerade die oligoantigene Diät erfordert viel Disziplin und sollte stets unter ärztlicher Begleitung durchgeführt werden. Ernährungsmediziner oder Diätassistenten helfen, die Versorgung mit allen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen sicherzustellen.

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